Färben mit Waid

die Nächte werden jetzt schon empfindlich kalt und bevor der Frost mir meine Waidpflanzen dahin rafft, habe ich am letzten Wochenende das schöne Herbstwetter für einen Waidfärbetag ausgenutzt. Ich habe mein Beet leer geräumt

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und erhielt so einen 10-Liter-Eimer voll mit Färbematerial – grob zerkleinert und locker geschichtet.

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Die Blätter habe ich mit kochendem Wasser übergegossen

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und den Eimer ca. 1 Stunde stehen gelassen.

Hier kann man schon sehen, wie die Flüssigkeit sich dunkel färbt:

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Ich habe das ganze Verfahren HIER schon einmal ausführlich beschrieben, deshalb heute nur die Kurzform.

Nach dem Abseihen und der Zugabe von Waschsoda habe ich dann angefangen, „Schaum zu schlagen“ – zunächst mit meinem alten Küchenmixer. Der produzierte allerdings so viel Schaum, dass der Topf überlief

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deshalb bin ich dazu übergegangen, die Flüssigkeit zwischen 2 Eimern hin und her zu schütten bis sich der Schaum blau verfärbte.

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Da das Schaum schlagen ziemlich lange dauerte, hatte sich die Flüssigkeit schon stark abgekühlt, sodass ich sie vor der Zugabe von Entfärber wieder auf 50°C erwärmt habe. Nachdem sich der Schaum gesetzt und die Flüssigkeit sich gelb-grün verfärbt hatte, konnte ich mit dem Färben beginnen.

Hier die Ergebnisse nach mehreren Zügen und Verblauen an der Luft:

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links: ein Baumwollschal, rechts: Sockenwolle

Einige werden sich jetzt vielleicht fragen, was der rechte roséfarbene Strang bei den Waidfärbungen zu suchen hat … Auch das ist Waid: die Farbe stammt aus den ausgekochten Waidblättern, die nach der Extraktion zurück blieben.

Dieser Strang ist wahrscheinlich ein Fall für eine Überfärbung … obwohl: zusammen mit der Ligusterbeerenfärbung ist er vielleicht gar nicht sooo schlecht:

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Mit der schon fast erschöpften Küpe habe ich dann noch 2 Stränge teilweise überfärbt:

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oben eine Krappüberfärbung,

unten eine Überfärbung eines gelben Stranges, ergänzt mit einem „Hauch von Orange“ aus dem Rest einer Krappflotte.

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7 Kommentare

  1. Hallo Kirsten,

    deine Waidfärbung finde ich beeindruckend, vor allem so *blau*(du kennst ja mein Problem mit Blässe bei Waid ;-)). Die Blätter hatte ich damals weggeworfen, weil ich glaubte unbrauchbar…. werde ich beim nächsten mal auch nochmal für rosa verwenden, Danke für die Anregung. Die beiden aufgepeppten Stränge gefallen mir auch sehr gut.

    Tolle Ausschöpfung der Blätter, das nichts umkommt, das ist mal nachhaltig!

    Ich hatte beim letzten mal Waidfärben auch zu viel Schaum. Rührgerät ist zwar bequem, doch wie kommt das Indigo wieder in die Flüssigkeit?
    Werde es auch mal mit dem umständlicheren Umschütten versuchen.

    LG Anne

  2. Hallo Kirsten, vielen Dank für deine genaue, brauchbare Anleitung. Hab zum ersten Mal mit einer Naturfarbe gefärbt und es hat funktioniert. Das Blau war zwar etwas blass, vielleicht hätte ich mehr Schaum schlagen sollen, oder zwischen den Färbegängen länger warten…?
    Die rote Farbe des Krapps find ich sensationell. Da werde ich Samen bei dir bestellen. Spätestens in 5 Jahren, nach der ersten Färbung melde ich mich nochmal. Grüße Brigitte

  3. Hallo Kirsten,
    ich versuche ganz verzweifelt zu Färben. Erst mit den Blättern die bei den Blühpflanzen dran hängen im Frühjahr. Bis ich gelesen habe daß man die 1 jährigen Blätter nehmen soll. Diese habe ich letzte Woche gepflückt. Bei uns im Kaiserstuhl wimmelt es davon. Aber ich kann machen was ich will. Es bleibt gelb. Nur der Topfrand wird blau. Habe Waschsoda und sogar Bleichmittel dazu gemacht. Wie lange muss man denn Schaum schlagen bis man eine Veränderung merkt? Hoffe du kannst mir helfen. Habe ja noch die abgeseihten Blätter hier.

    • hallo Petra, so aus der Ferne ist es schwer zu beurteilen, wo der Fehler liegt. Dazu müsstest du genau beschreiben, wie du vorgegangen bist und ob die Temperatur eingehalten wurde. Nur soviel: das Schaumschlagen kann schon mal 15-20min dauern. Mit den abgeseihten Blättern kannst du jetzt noch rosa färben, indem du sie auskochst.

      • Hallo Kirsten, ich habe mir nochmal alles durchgelesen und wohl den Fehler gemacht, daß ich alles aufgekocht habe, statt zuerst die Blätter mit kochendem Wasser zu übergiessen. Danach hab ich wohl zu kurz Luft untergemixt. Nun hat es aber geklappt und ich habe ein wunderschön hellblaues Tuch erhalten. Vielen lieben Dank 🙂

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